Achtung: Das Schulprogramm wird zur Zeit überarbeitet.
1. Schulphilosophie
“Brücke … von einem Ufer zum anderen.”
Karl-Schmidt-Rottluff
Das Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium stellt sich die Aufgabe, die humanistische Tradition unseres Gymnasiums mit den Anforderungen an Bildung unserer Zeit zu verknüpfen.
Damit streben wir unter dem Motto
“Innovation aus Tradition”
ein unverwechselbares Profil innerhalb der Gymnasien in Chemnitz an.
Wir sind uns der langjährigen Tradition unserer Schule, die 1868 als humanistisches Gymnasium gegründet wurde, bewusst und fühlen uns ihr verpflichtet.
Da unsere Schule auch in der Traditionslinie der 1399 eröffneten Lateinschule steht, ist sie eng mit der Geschichte der Stadt Chemnitz verbunden. Das widerspiegelt sich ebenfalls in unserem Namen, den die Schule im Jahr 2002 verliehen bekam, da Karl Schmidt-Rottluff, ein Maler von Weltruf, zu den bedeutendsten Persönlichkeiten unserer Stadt gehört.
Dieser Schulname ist gebunden an das traditionsreiche Gebäude an der Hohen Straße 25, das zu den schönsten Gebäuden des Kaßbergs zählt und das es als Hauptgebäude zu bewahren gilt. Seit 2002 gehört ein zweites, vollkommen rekonstruiertes Gebäude an der Hohen Straße 35 zu unserem Gymnasium, in dem die Klassen 5 bis 7 unterrichtet werden. In diesen beiden Schulteilen verkörpern sich bereits Tradition und Innovation.
Tradition bedeutet für uns Kontinuität und Bewahren.
Dazu gehört die Fortführung der altsprachlichen Bildung in unserem sprachlichen Profil.
Sie ist eng mit humanistischer Bildung verbunden, die die Vermittlung eines sinngebenden Wertesystems bedeutet, das dem Menschen die nötige Orientierung gibt, damit er in der sich immer rapider wandelnden Arbeits- und Lebenswelt bestehen kann.
Wir bewahren die Schulatmosphäre, die geprägt ist von Individualität, Kreativität und Geborgenheit. Sie führt zu Leistungserfolgen und auch zu einer starken Identifizierung mit unserer Schule, die sich in besonderer Weise in der Arbeit des Schulförderungsvereins und in dem ständigen Kontakt mit vielen ehemaligen Schülern widerspiegelt.
In dem Bewusstsein, dass unser Gymnasium seit seinem Bestehen herausragende Persönlichkeiten hervorgebracht hat – wie Karl Schmidt-Rottluff, die Schriftsteller Stefan Heym, Stephan Hermlin, Günther Spranger, den langjährigen Theaterdirektor Gerhard Meyer – gelingt es uns, den Prozesscharakter von Bildung und Wissen sowie die Achtung vor der Leistung anderer Generationen stärker zu verdeutlichen.
Bildung in unserer und für unsere Zeit bedeutet aber auch Innovation.
Wir verbinden damit Flexibilität und Erneuern.
Dazu gehört es nicht nur, die Möglichkeiten für einen modernen Unterricht durch die Ausstattung in unserem Haus 2 mit Computern, Sprachlernlabor und Beamer konsequent zu nutzen. Erneuerung heißt vor allem, Grenzüberschreitungen zu wagen, um den Anforderungen an zukünftige Bildung in einem vereinten Europa und unter den Bedingungen der Globalisierung gerecht zu werden. Das bedeutet, Unterrichtsinhalte und Methodik zu überprüfen und zu flexibilisieren.
Wir orientieren dabei auf ganzheitliche Bildung. Basis dafür ist anwendungsbereites Wissen und ein darauf aufbauendes fachübergreifendes, vernetztes und komplexes Denken.
Unsere traditionelle altsprachliche Bildung wird gekoppelt mit den modernen Fremdsprachen Englisch, Französisch und Russisch und den natur- und gesellschaftswissenschaftlichen sowie den künstlerischen Unterrichtsfächern.
Wir bemühen uns um eine engere Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen, um unsere Schüler praxisorientierter auf ihren weiteren Lebensweg vorzubereiten.
Wir reagieren in der Vermittlung und dem Leben von Werten auf Probleme unserer Zeit. Unser Engagement als “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” sowie als “Schule für den Urwald” sind Beispiele dafür.
Wir betrachten unsere Schule als einen Ort des Lernens und des Lebens, denn schulisches Leben ist mehr als Unterricht, ist Gemeinschaft, ein Miteinander von Schülern, Lehrern und Eltern, auf dem Weg zum Abitur.
Im Mittelpunkt steht die Stärkung der Individualität jedes Schülers als Teil der Gemeinschaft.
Die Schüler werden sich dieser Wechselwirkung bewusst. Humanistische Werte wie Achtung vor der Würde jedes Menschen, Toleranz, Offenheit und Hilfsbereitschaft stärken den Einzelnen und die Gemeinschaft. Selbstverwirklichung ist nur in sozialer Verantwortung möglich.
Die Bildungs- und Erziehungsarbeit in den einzelnen Jahrgangsstufen erfolgt schülerorientiert.
Dabei werden Interessen, Neigungen, Begabungen und Fähigkeiten der Schüler besonders berücksichtigt.
Auf dem Weg in die neue Schulgemeinschaft
Die Schüler lernen ihre neue Klasse, ihre neuen Lehrer kennen. Sie bekommen auf vielfältige Art und Weise das Gefühl, Teil unserer Schule zu sein. So werden sie mit Traditionen und Aktivitäten der Schule bekannt gemacht. Sie empfinden Dazugehörigkeit und Geborgenheit und finden Möglichkeiten, ihre Individualität auszuprägen.
Die Schüler werden in die Lage versetzt, den Anforderungen gymnasialer Bildung gerecht zu werden.
Dabei bekommen sie Unterstützung im Rahmen des Förderunterrichts und durch das Projekt Lernen lernen.
Suche nach der eigenen Identität
Der Identitätsfindungsprozess der Schüler wird gefördert durch die Stärkung ihres Selbstwertgefühls. Sie benötigen in besonderem Maße Erfolgserlebnisse. Die Fächer Deutsch, Ethik und Religion unterstützen diese Identitätssuche. Gespräche sowie ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Lehrern und Schülern helfen, Schwierigkeiten und Probleme zu überwinden.
Die Schüler erhalten Hilfestellung bei der weiteren Gestaltung ihres Lebens.
In der Klasse 8 beginnt der Profilunterricht, der das interdisziplinäre Denken und Arbeiten der Schüler fördert und einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Persönlichkeit leistet.
Individualität und soziale Verantwortung gestalten
Die Schüler werden sich zunehmend ihrer besonderen Fähigkeiten und Stärken bewusst und lernen, sie im eigenen Interesse und im Interesse der Gemeinschaft einzusetzen. Urteilsvermögen und Eigenverantwortung werden verstärkt ausgeprägt.
Das widerspiegelt sich unter anderem in der umfangreicheren Mitplanung und Mitgestaltung des Unterrichts.
Ihre weitere Lebensplanung nimmt Gestalt an. Berufsorientierende Maßnahmen werden bewusster genutzt. Die Vorbereitung der Kurswahl für die Sekundarstufe II erfolgt neben den Vorgaben in der Oberstufenverordnung unter Einbeziehung beruflicher Perspektiven sowie den besonderen Fähigkeiten, Begabungen und Interessen.
Die innere Spur des geistigen Lebens anlegen – etwas, das bleibt
Die Schüler nehmen durch die Wahl von Leistungskursen, Grundkursen sowie Wahlgrundkursen Einfluss auf individuelle Bildung. Sie betrachten das Abitur als einen wichtigen Schritt auf ihrem Lebensweg.
Die Schüler erwerben Studierfähigkeit. Sie lernen das wissenschaftliche Arbeiten, sind in der Lage, Wissensinhalte und Fähigkeiten bewusst zu verknüpfen, verfügen über Urteilsvermögen und Argumentationsfähigkeit.
Exkursionen eröffnen ihnen die Möglichkeit, andere Kulturen und Lebensweisen kennen zu lernen sowie ihre fremdsprachlichen Fähigkeiten zu intensivieren.
Ihre historischen, literarischen und philosophischen Kenntnisse vermitteln ihnen Grundpositionen und geben ihnen die Möglichkeit, sich mit den Problemen ihrer Umwelt auseinander zu setzen und bewusst ihr weiteres Leben zu bestimmen.
Die Lehrer sind vor allem in dieser Zeit wichtige Gesprächspartner.
In der Abiturstufe erfolgt in besonderem Maße eine Identifizierung mit ihrer Schule.
Das Hauptziel der Bildungs- und Erziehungsarbeit ist die Vorbereitung unserer Schüler auf ihren weiteren Lebensweg.
Wenn sie unsere Schule nach dem Abitur verlassen, sollen sie über Folgendes verfügen:
- solides Allgemeinwissen
- Freude am Erkennen und Verstehen als Voraussetzung für lebenslanges Lernen
- Selbständigkeit in der Wissensaneignung
- Denkfähigkeit
- Selbstbewusstsein, das sich auf solides Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten gründet
- Kreativität und Flexibilität
- Individualität, Streben nach Selbstverwirklichung in sozialer Verantwortung
- Fähigkeiten zur Kommunikation
- humanistische Werte
2. Profile der Schule
In unserem Gymnasium werden zwei Profile angeboten:
Sprachliches Profil und
Naturwissenschaftliches Profil
Profile tragen zur Qualitätsentwicklung der Schule und zur Individualisierung des Bildungsganges bei.
Sie ermöglichen die Entwicklung und Förderung des vernetzten Denkens und Arbeitens.
Perspektivwechsel und Problemlösefähigkeit werden geschult. Von besonderer Bedeutung ist die Möglichkeit der ganzheitlichen Betrachtung eines Problems. Außerdem leisten sie einen Beitrag zur Entwicklung von anwendungsorientierter informatischer Bildung.
In zunehmendem Maße werden die Schüler zur Mitplanung und Mitgestaltung des Unterrichts befähigt.
Es gibt an unserer Schule zwei Varianten für das sprachliche Profil.
1. Variante:
1. Fremdsprache ab Klasse 5: Englisch
2. Fremdsprache ab Klasse 6: Französisch
3. Fremdsprache ab Klasse 8: Russisch
2. Variante:
1. Fremdsprache ab Klasse 5: Englisch
2. (vorgezogene) Fremdsprache ab Klasse 5: Latein
3. Fremdsprache ab Klasse 8: Russisch
Die Gestaltung unseres Sprachprofils knüpft an die Tradition des humanistischen Gymnasiums an.
Als eines der wenigen Gymnasien in Sachsen wird in unserer Schule Latein bereits in der Klasse 5 als vorgezogene zweite Fremdsprache unterrichtet. Der altsprachliche Bezug ist ebenfalls durch eine AG Griechisch und eine AG Hebräisch, die mit dem Hebraikum nach drei Jahren abgeschlossen werden kann, gegeben.
Das Fach Latein besitzt eine Schlüsselfunktion in der Bildung.
Es fördert den leichteren Zugang zu den anderen Fremdsprachen, aber auch die Sprachkompetenz in der Muttersprache, was sich im Verstehen von grammatischen Strukturen, der Ausdrucksfähigkeit und dem Textverständnis widerspiegelt.
Insgesamt vermitteln lateinische Texte Kenntnisse, die in vielen Fächern gezielt genutzt werden können. Die Texte führen an die Wurzeln der europäischen Kultur heran und dienen somit in hervorragender Weise der Vermittlung von kulturellen und ethischen Werten. Sie haben auch Bedeutung für den Literaturunterricht und für Kunst. Aus der Antike stammen zeitlose politische Modelle, die Schülern helfen, die geschichtliche Entwicklung und die Gegenwart zu verstehen. Latein schult das Denkvermögen und die Abstraktionsfähigkeit, legt die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens und vermittelt Grundkenntnisse in Rhetorik, was für den bewussten Umgang mit der Sprache als Mittel der Kommunikation von besonderer Bedeutung ist.
Latein öffnet dem Schüler Horizonte jenseits des Denkens in Kategorien der Nützlichkeit und raschen Verwertbarkeit von Wissen und vermittelt Normen und Werte des individuellen Daseins und auch des sozialen Zusammenlebens.
Somit ist das Fach Latein besonders geeignet, Traditionelles mit Innovativem zu verbinden. Es fördert vernetztes, fachübergreifendes Denken, leistet einen großen Beitrag für die Werteerziehung und ermöglicht, Gegenwärtiges von einem philosophischen Standpunkt aus zu hinterfragen, was angesichts der Probleme in der Welt von großer Aktualität und Wichtigkeit ist.
Die modernen Fremdsprachen Englisch, Französisch und Russisch sind Voraussetzung für ein Leben in einer globalisierten Welt. Sie ermöglichen Flexibilität im späteren Leben.
Zur Ausgestaltung des Sprachprofils – auch im Sinne von Grenzüberschreitung – wäre das Erlernen einer vierten modernen Fremdsprache (Spanisch oder Italienisch) oder das rezeptive Erlernen von Tschechisch im Rahmen einer AG wünschenswert.
An unserer Schule können mehrere Sprachzertifikate abgelegt werden:
– Latinum in Klasse 10 oder 11 als wichtige Voraussetzung für mehrere Studiengänge
– Cambridge Certificate (Englisches Sprachzertifikat)
– DELF (Französisches Sprachzertifikat)
Schulpartnerschaften und Exkursionen sowie die Teilnahme an Sprachwettbewerben dienen der Vertiefung der sprachlichen Bildung.
Die langjährige Tradition der Fremdsprachenprogramme an unserer Schule trägt ebenfalls dazu bei und ist gleichzeitig eine Möglichkeit, die Leistungen unserer Schüler in der Öffentlichkeit vorzustellen.
Zum naturwissenschaftlichen Profil gehören die Fächer:
– Mathematik
– Physik
– Chemie
– Biologie
– Geographie
– Informatik
Das naturwissenschaftliche Profil dient der interdisziplinären Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen Phänomenen und Problemen, der Erweiterung fachwissenschaftlicher Perspektiven und experimenteller Fähigkeiten sowie der Befähigung zu verantwortungsbewusstem Handeln.
Die Schüler erwerben anwendungsbereites Wissen zur Erschließung der Zusammenhänge in Natur und Technik. Sie sind in der Lage, naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen zu vertiefen und zu vernetzen.
Eine Schlüsselfunktion erhält das Fach Informatik, in dem die Schüler den sicheren Umgang mit Daten und Informationen lernen, den Computer und das Internet zur Realisierung von Problemlöseprozessen nutzen und Aufbau und Funktionalität ausgewählter Informatiksysteme kennen lernen.
Das naturwissenschaftliche Profil ist besonders geeignet, die Notwendigkeit innovativer Bildung bewusst zu machen.
Dabei ist es aber auch von Bedeutung, die Verantwortung solider naturwissenschaftlicher Bildung in der Schule als Voraussetzung für naturwissenschaftliche und technische Studienrichtungen und Berufe wieder stärker in den Blickpunkt zu rücken, um einen wichtigen Beitrag für den Industriestandort Deutschland zu leisten. Die Geschichte von Chemnitz als industrielles Zentrum ist für eine Motivation ebenso zu nutzen wie verstärkte Kooperationsbeziehungen mit der TU Chemnitz und Unternehmen der Region.
Im Interesse einer ganzheitlichen Bildung und um dem Charakter fächerverbindenden Lernens gerecht zu werden, ist es notwendig, im fächerverbindenden Unterricht in den Klassen 5 bis 10, aber auch darüber hinaus Verknüpfungen zwischen allen Unterrichtsfächern – also auch unter Einbeziehung der gesellschaftswissenschaftlichen und musischen Fächer – herzustellen. Das setzt eine intensive kooperative Arbeit der einzelnen Fachbereiche voraus. Der durch die Profilwahl eingeschlagene Weg der Individualisierung des Bildungsganges sollte sich auch in der Kurswahl in der Sekundarstufe II widerspiegeln. Das betrifft die Wahl der Leistungskursfächer, die Fortführung in Grundkursen sowie die Belegung von Wahlgrundkursfächern.